Gehört: Barry White und Earth, Wind & Fire, Sporthalle.
Wenn man so lange im Soul-Geschäft ist wie Barry White, kann man sich auch schon mal eine Vorband wie Earth, Wind and Fire gönnen. Eine Stunde lang sorgen stimmgewaltige Hits wie “Let’s Groove” und “September”, knackige Tänzerinnen und starke Bläser für die nötige Partystimmung vor dem großen Kuscheln.
Im strahlenden Neonlicht der ewigen Umbaupause gestaltet es sich zwar schwierig, in romantische Stimmung zu kommen, aber die Vorfreude den Gänsehautgroßmeister live zu sehen, beschwichtigt. Dann endlich Mister White, anfangs noch etwas schlecht bei Stimme, packt halb brummend, halb singend das Publikum bei den Lenden, bis noch der Letzte das Gefühl hat, sich in einer mit rotem Plüsch ausgeschlagenen Bar zu befinden.
Verzückt sinkt man auf die weichen Kissen, lässt sich von glühenden Lakenschwüren und dem Love Unlimited Orchestra umwerben. Als das Soulschwergewicht dann zum Taktstock greift, ist plötzlich Sonntag Nachmittag: Das “zwischen Hamburg und Haiti”-Gefühl beschleicht uns. Mit ihm kommt die Gewissheit des Wiedererkennens. Gäbe es ein erotisches Urvertrauen, Barry White wäre seine Stimme.
erschienen in: taz Hamburg Nr. 5991 vom 15.11.1999 Seite 23 Kultur 37 Zeilen